Radtour Neuseeland

Bericht 7: Am Ziel!

Stirling Point, am Ende der Suedinsel

Wir haben es geschafft. 3000km Radfahren auf der Nord- und Suedinsel Neuseelands liegen nun hinter uns. Wir hatten Mitte Dezember begonnen. Anfangs mussten wir uns durch den bergigen und anstrengsten Teil des Nordlands beissen, bevor es entspannter durch das Zentral Plateau ging. Trainiert und motiviert haben wir die weniger huegeligen Etappen der Suedinsel im Spaetsommer durchradelt. Und sind nun am suedlichsten Punkt!


WAHNSINN!!!


Am Morgen des 05.04.2013 fahren wir bei Sonnenschein die 500m zum „Stirling Point“ , der die Suedspitze und den Beginn des Highway 1 markiert. Ein Richtungsweiser mit Orten aller Kontinente und deren Entfernung ist ein willkommenes Motiv zum offiziellen Ende der Radtour durch Neuseeland.

 

Vielen Dank fuer diese praegenden Erfahrungen und tolle Eindruecke. Einen grossen Dank an alle, die wir auf diesem Weg kennenlernen durften und an alle, die uns staendig begleitet haben.

Neuseeland, ein freundliches und friedliches Land mit atemberaubenden Naturschauspielen.

Vielen Dank für diese Zeit!


 

Damit geht auch unser globaler Triathlon zu Ende. Die Kajak- Tour auf der Donau, das Trekking in Suedostasien und das Fahrradfahren in Neuseeland haben uns eine unvergessliche und intensive Zeit beschert! Wir verbringen nun die letzten Tage auf der Suedinsel und wollen fernab dem Radfahren noch Einiges erleben, bevor es dann in die Heimat geht.

Doch unsere Reise ist noch nicht ganz abgeschlossen. Unser geliebtes Kajak „Otto“ liegt noch in Rumaenien und wartet, abgeholt zu werden. Leider ist unser Opa, der unser treuester Begleiter auf dieser Reise war und immer alles mit groesstem Interesse verfolgt hat, unerwartet verstorben. Ihm zu Ehre holen wir das auf seinen Namen getaufte Kajak nach Hause. Opa, wir denken an dich. Wir vermissen dich unheimlich...

 

 



Bericht 6: 1000km Ostkueste

Nächtliches Leuchten am Rangitata River

17.03. - 4.04.2013  

 

Wir erreichen Blenheim am 17.03.2013, holen die Räder von der Ladefläche des Jeeps, verabschieden uns von unseren Farmern und machen uns startklar. Nach einem Monat Arbeit freuen wir uns nun wieder, in die Pedale zu treten. Wir fahren 60km und finden einen tollen Platz mit Blick aufs Meer. Die Südinsel ist weitaus dünner besiedelt als die Nordinsel. Entlang der Küste bieten sich uns nun des öfteren freie, nicht eingezäunte Flächen zum Übernachten. Im allgemeinen ist die Ostküste flach und eben, was uns gefällt. Wir rechnen somit auch mit längeren Tagesetappen. Doch schon am zweiten Tag müssen wir nach 30km Not halten. In „Okiwi Bay“ schlagen wir unser Lager auf, weil es zu stark regnet. Das hält an für die nächsten zwei Tage. Nachts strömt es so stark, dass es durchs Zelt tropft. Wir wischen stündlich das Wasser auf, rutschen immer naeher zusammen und hoffen auf Besserung. Es ist kalt und feucht. Wir verbringen die Tage untätig im Zelt. Aber auch das überstehen wir.


Es geht weiter nach Kaikoura, bekannt für Whale-Watching, Seelöwen und Delphine. Schon auf dem Weg dorthin sehen wir hunderte Robben, die am Ufer in der Sonne liegen oder in kleinen Becken zwischen den Felsen ausgelassen spielen. Die Strasse windet sich entlang der Küstenlinie, sodass die Robben sogar bis dicht an die Leitplanke kommen. Wir genießen dabei einen ungestörten Blick auf den blauen Pazifik. Streckenweise begleiten uns unzaehlbar viele Delphine. In einem breiten dunklen Band, begleitet von Möwen springen sie aus dem Wasser. Die für diese Region bekannten nahrungsreichen Meeresströmungen sind bedeutende Jagdgründe vieler Tiere. Im Gegensatz zu den Autofahrern können wir auf der engen Strasse anhalten und dieses Spektakel in Ruhe genießen. Die Regentage sind nun vergessen und wir um unbezahlbare Momente reicher.  

In Kaikoura folgt das nächste Highlight. Unser guter Freund Hagen ist zu Besuch. Im Rahmen seiner Doktorarbeit wird er auf der Nordinsel Daten sammeln. Unter anderen nimmt er Proben von den mehr als 2000 Jahren alten Kauri-Bäumen, um deren Wachstumsphasen, bedingt durch Vulkanausbrüchen, zu rekonstruieren. Trotz dessen schafft er es, sich für uns Zeit zu nehmen. Wir freuen uns riesig, ihn zu sehen. Schon vor 11 Monaten in Ulm war er dabei als wir zu unserem globalen Triathlon aufbrachen. Gemeinsam mit Hagen und Emma aus Christchurch kochen, trinken und lachen wir ausgiebig. Vielen Dank für eure Zeit! Doch es geht weiter.

Die nächsten 200 km bis Christchurch schaffen wir in 2 Tagen. Auf dem Weg dorthin zelten wir an wilden Flüssen mit weiten ausgespuehlten Kiesfeldern und dem Blick auf die südlichen Alpen im Hintergrund. Eine Kulisse wie sie Elly an ihre Heimat in Kasachstan erinnert. Den gesamten Eindruck von dem perfekten Abenteuerschauplatz runden wir ab mit einem großen Fang. Die Lachse steigen momentan vom Meer auf in die Flüsse, um in den kalten Gebirgsbaechen zu laichen. Die Jagd ist eröffnet. Der Lachs gilt als der"König" unter den Fischen. Mit Opas alten Blinker an der Schnur stehe ich mit dem letzten Sonnenlicht des Tages am Ufer des Hurunui Rivers. Nach einigen Würfen an die Strömungskante gibt es einen ordentlichen Ruck. Ein 10 Minuten langer Drill begleitet von viel Adrenalin und Aufregung pur folgen. Und dann fange ich tatsächlich ein Prachtexemplar von Lachs. Mit mehr als 6kg und 82cm halte ich den Fang in den Händen. WOW! Elly staunt als sie den "Chinook-Salmon" im Schein der Taschenlampe sieht. Es ist schon spät, aber wir zünden dennoch die Flamme des Kochers. Über eine Stunde brät Elly das zart orangefarbende Fleisch. Der Fisch zergeht uns auf der Zunge. Fantastisch. Für die kommenden zwei Tage sind wir versorgt.  

Wir erreichen Christchurch. Die Stadt ist 2010 und 2011 mächtig von einem Erdbeben zertrümmert worden. Fast drei Jahre später sind die Spuren noch immer zu sehen. Vieles ist zerstört. Der Stadtkern ist gesperrt und als "rote Zone" ausgewiesen, die man nicht befahren darf. Geschäfte bieten ihre Ware in Containern an. Diese sind zusammengestapelt und gestalten das neue Einkaufszentrum. Restaurants und Hotels sind versiegelt, Holzbretter versperren die Türen und Fenster, die Fassaden von Häuser sind brüchig, teilweise eingestürzt. Gebäude werden mit schweren Maschinen abgetragen. Etwas mulmig und gespenstig ist es. Aber die Stadt ist diesmal nur ein Zwischenstopp.

Die Route fuehrt uns weiter südlich. Flach entlang der Küste. Flüsse und Weidelandschaft bestimmen das Alltagsbild. Wir stoppen in Hampden, einem von vielen ländlichen Orten, in dem sich das Leben meistens zwischen dem Mini- Markt, der Tankstelle und dem Pub abspielt. Von hier aus gelangt man zu den "Moeraki Boulders", einer Gesteinsformation, die am Strand zu sehen ist. Kugelrund bis zu einem Durchmesser von zwei Meter werden diese Felsen nach und nach von den Wellen freigespült. Kurios und einzigartig. Eines von vielen Highlights, welche dieses Land so außergewöhnlich machen. In Hampden treffen wir wie geplant Hagen und Emma wieder. Elly und ich haben zur Feier des Tages ca. 20 kg Muscheln gesammelt und zum Abendessen angerichtet. Ein weiterer schöner Abend mit viel Arbeit für die Lachmuskulatur liegt hinter uns. Am Morgen haben wir die Beiden zur verfrühten Ostereiersuche antreten lassen. Frohe Ostern.  

Wir fahren nach einem festen Drücker weiter. Innerhalb von drei Tagen haben wir vier Platten. (zuvor hatten wir drei auf 2000km). Wir wechseln Schläuche und flicken sie sofort im Akkord. Kurz vor Dunedin, einer anerkannten Studentenstadt, erklimmen wir seit langem einen Berg. Die recht stetige Steigung bringt uns und unsere Räder auf 400m. Von dort oben blicken wir runter aufs Meer, welches durch eine dicke Schicht Wolken und Nebel verdeckt wird. Eine Aussicht wie aus dem Flieger. Wir rollen entspannt hinab und Dunedin empfängt uns friedlich mit Sonnenschein und einem zischenden Reifen. Erneut. Diesmal bekommen wir die Stelle nicht dicht. Zu unsauber ist die Klebefläche aufgrund mehreren Flickversuchen. Auch der Ersatzschlauch hat ausgedient. Wir sitzen fest. Aber Rettung naht. Pip, eine Freundin, die ich von einer vorherigen Reise kenne, wohnt und studiert in Dunedin. Wir haben Glueck, dass ihr Freund einen Kombi besitzt und Zeit hat. Sie kommen vorbei, wir laden das Rad ins Auto und treffen uns kurz darauf in ihrer WG. Dort verbringen wir drei ruhige Tage. Wir kümmern uns um die Räder, schauen uns die Stadt an, blicken gelassen aufs Meer und verfolgen die Surfer, wie sie im Wettkampf um die herein rollenden Wellen eifern. Ganz nebensächlich wird in anderen Orten Ostern gefeiert, was an uns spurlos vorbei geht. Ab Dunedin beginnen für uns die letzten 250km.

Zunächst gilt es die 70km lange Tagesetappe nach Balclutha zu meistern. Wir fahren zufrieden hintereinander lang hin, bis wir 10km vor dem Ortsschild stoppen müssen. Die Reifen sind dicht. Aber eine Speiche ist gebrochen. Um größeren Schaden zu vermeiden, trudeln wir behutsam bis Balclutha. Am folgenden Morgen lassen wir das Problem im Radladen beheben, bevor es weiter nach Gore geht.

Gore ist bekannt als die Hauptstadt der Bachforellen. Wir kommen bei Warmshower-Gastgeber Mark und June unter. Sie selber sind nicht zu Hause. Ihre Tochter wohnt in der Naehe und gibt uns den Schluessel und zeigt uns das Haus. Sehr freundlich und vertrauensvoll ueberlaesst sie uns die vier Waende. Ein immernoch komisches Gefuehl, ein Haus ueberlassen zu bekommen, aber fuer Neuseelaender nix aussergewoehnliches. Am naechsten Tag kommen Mark und June nach Hause. Wir lernen das aktive, lebensfrohe Paar kennen. Ihre 4 Kinder sind alle aus dem Haus. Sie sind sehr unternehmungsfreudig und typische Neuseelaender. Sie lieben die Natur, das Campen, Segeln, Wandern, fahren Kajak, sind liebevoll, freundlich und hilfsbereit hoch 10! Immer wieder eine Bereicherung, solche Leute kennen zu lernen.

Ich versuche es erneut mit dem Angeln und schaffe es, endlich eine Bachforelle zu ueberlisten. Der 48cm grosse Fisch kommt erst in den Ofen und landet anschliessend Abend auf unserem Tisch. Ein schoener Abschluss eines tollen Tages.

Am Morgen des 4.4.2013 verabschieden wir uns von Mark und June. Sie bieten uns ihre Hilfe und Unterstuetzung an, wann immer wir sie brauchen. Gleichzeitig laden sie uns zu einem Kajakausflug ein. Wir nehmen das Angebot dankend an.  Doch vorerst wollen wir unsere Radreise beenden.

Von Gore aus starten wir bei bewoelktem Wetter auf unsere vielleicht letzte offizielle Tagesetappe. Geplant sind die 65km nach Invercargill und dann nochmal die 30 km nach Bluff, dem suedlichsten Punkt der Suedinsel. Die Fahrt verlaeuft gut. Aufgrund der Molkereibetriebe und Viehschlachterein in der Gegend sind aber zahlreiche Trucks unterwegs. Mit leichtem Seitenwind erreichen wir Invercargill am Nachmitag. Wir sind gut durchgekommen und wollen an diesem Tag auch die letzten Kilometer bewaeltigen. Wir kaufen kurz ein und schwingen uns wieder auf den Sattel. Doch leider ist es nicht so einfach wie gedacht. Der Wind dreht und weht von vorne. Es faengt an zu regnen und es wird immer doller. Die Kuestenregion der Suedinsel ist dafuer bekannt, dass es hier ungemuetlich ist. Luftstroemungen von der Antarktis ziehen permanent auf Neuseeland zu. Das spueren wir nun: 6 Grad Celsius, Regen, dazu noch starker Wind und das auf dem Rad. Was kann es besseres geben? Unsere Handschuhe sind nass, die Finger frieren, die Plastiktueten um unsere Socken schuetzen nicht wie sie sollten. Die Wangen sind kalt, unsere Koepfe nach unten gerichtet. Doch  wir radeln weiter.  Elly „flucht“ kurzzeitig aber steckt nicht auf. Ich fuehle mich lebendig. Ist das das Abenteuer, welches wir gesucht haben?! Vielleicht nicht so kalt und feucht, aber dafuer genauso intensiv. Dass es kein Spaziergang werden wird,  wussten wir.

Wir erreichen das Fischerdoerfchen Bluff. Durchnaesst, aber gesund und ueberglücklich. Stolz und aufgewuehlt. Es ist geschafft. Wir wollen das Zelt weder im Regen, noch auf der durchnaessten Wiese des Caravan Parks aufbauen und schon gar nicht eine kalte Nacht dort drin verbringen. Zur Feier des Tages gibt es nicht nur Schnaps, Steak, Salat und Kaese, nein!, wir nehmen uns sogar ein „Zimmer“. Das erste Mal in Neuseeland mieten wir fuer die Nacht eine „Cabine“. Ein einfaches Zimmer in dem 4 Betten stehen. Zwei davon gehoeren uns. Wir drehen den kleinen Heizluefter in der Ecke an und spannen Leinen quer durch den Raum, um unsere Sachen zu trocknen. Eine heisse Dusche und wir fallen uns freudig in die Arme!



Bericht 5: Willkommen auf der Suedinsel

Kajak Tour im Marlborough Sound

Marlborough Sound

30.01. - 17.03.2013

 

Ende Januar erreichen wir die Südinsel in Picton mit der Fähre von Wellington aus kommend. Eine breite Fjordlandschaft begrenzt durch schroffe Felsen, grüne Bergen und scheinbar verlassene Buchten versetzten und uns ins Staunen. Der erste Eindruck ist so anziehend, dass wir uns entscheiden, in dieser Landschaft länger zu verweilen. Kurzer Hand leihen wir ein Kajak aus. Der hochseetaugliche Zweier „Seabear“ wird uns die nächsten 5 Tage trocken und sicher durch den Marlborough Sound gleiten lassen. Das Wetter steht uns mit hellblauen Himmel, 28 Grad und wenig Wind zur Seite. Wir stellen die Räder unter, füllen Proviant auf und verstauen alles in den Luken des gelben Kajaks. Wir legen ab. Ein warmes Gefühl und Freude mit der Erinnerung an unserer Donau-Tour macht sich bereit. Wir paddeln durch das klare Wasser, sehen Rochen im flachen Wasser schwimmen. In diesen Tagen fahren wir entlang schöner Strände, kleinen idyllischen Campingplätzen, die spartanisch mit Plumpsklos und Trinkwasserstellen ausgestattet sind. Wir sind die meiste Zeit allein, wodurch wir den Ausflug freier erleben. Wir wandern zu höher gelegenen Aussichtspunkten, sind gefesselt vom Wasser und dem weiten Blick aufs Meer. Auf dem Wasser umkreisen uns Robben, wir sichten die kleinsten Pinguine der Welt. Die so genannten „blue penguins“ lauern an der Oberfläche und tauchen gelegentlich ab, um Beute zu fangen. Aber auch wir sind wieder auf der Jagd und haben die Angel fest im Anschlag. Elly probiert es ganz einfach mit einer aufgewickelten Angelschnur und einem Haken. Sie fängt sogar den für diese Gegend bekannten und sehr beliebten „blue cod“. Unser Abendessen ist gesichert. Mindestmaße und die auf zwei Fische begrenzte Fangquote haben den Bestand an „blue cods“ in diesen Gewässern stabilisiert. Wir fangen und essen 4 Tage lang frischen Fisch in malerischen Buchten bei besten Wetter. Zufriedenheit pur! Einen besonderen Fang hatten wir am vorletzten Tag. Ein „Barracouta“ von 104cm bestimmte kurzzeitig, wo es mit uns und unserem Kajak lang ging. Aber nach aufregenden 10Minuten lag der Brocken im Boot. Es war ein toller Ausflug mit Gegenwind und Regen auf der Rückfahrt.

 

Picton

Wetter bedingt halten wir in Picton und warten auf Besserung in der Vorhalle eines Supermarkts. Wir bekommen Gesellschaft von einem weiteren Radler. Eine Frohnatur mit belebenden Geschichten. Frank, ursprünglich aus Berlin, lebte aber die letzten 30Jahre in Südfrankreich als Bootsbauer. Auch er reist durch Neuseeland auf dem Rad. Von der ersten Minute an sind wir uns sympathisch. Wir beschließen den Abend auf einem nahe gelegenem Campingplatz am Wasser zu verbringen. Frank zeigt uns wie wir selbst gesammelte Muscheln kochen. Erlebnisse und Momente der bisherigen Radtouren werden getauscht, dazu gibt es Käse und Wein und unsere Gespräche führen uns bis spät in die Nacht. Eine schoene, unterhaltsame Begegnung, die uns erneut inspiriert. Für Frank geht es weiter nach Norden und wir steuern nach Westen.





Apfelpflücken in Motueka

Work and Travel

Wir sind ja im Besitz des „Work and Travel“ - Visums für Neuseeland, welches uns die Möglichkeit gibt,Geld zu verdienen. Das wollen und müssen wir auch allmählich tun. Die Region um Nelson ist aufgrund der vielen Sonnenstunden als Obstanbaugebiet bekannt. Neben den einheimische Saisonarbeitern, den internationalen Backpackern kommen auch viele von den umliegenden Pazifikinseln wie Fiji, Samoa oder Vanuatu zum pflücken hier her. Von Februar bis Juni dreht sich auf den Farmen fast alles um Äpfel,Birnen, Hopfen oder andere Gemüsearten, die alle unter Anstrengung geerntet werden. Wir erkundigten uns vorerst bei einer Fischverarbeitungsfabrik, einigen Bäckereien und mehreren Arbeitsvermittlungsbüros und blieben erfolglos. Nachdem Elly eines Morgen einen 5 Dollar Schein gefunden hatte, war Sie überzeugt davon, dass wir an diesem Tag Glück haben werden. Sie sollte recht behalten. In Motueka wurden wir fündig. Jo und Lee stellten uns ein bei ihnen für die kommenden Wochen zu pflücken. Zusammen mit 4-5 (Chris, Sebastian, Fabu, Gilbert) anderen Pflueckern wohnen wir in einer Gemeinschaftsunterkunft zusammen. Komfortabel mit grosser Kueche, Billiardtisch und bequemen Betten fuehlen wir uns dort wohl. Wir arbeiten 6 Tage pro Woche im Schnitt 8 – 9 Stunden. Der Tag beginnt frueh fuer uns, was uns aber nach der Arbeit noch etwas von der Sonne laesst. Elly und ich fuellen die grossen Holzkisten von 300kg Volumen zusammen. Die ersten zwei Wochen pfluecken wir Birnen der Art „Bosc Pear“ (Pyrus communis). Es geht darum die Fruechte vorsichtig mit Stielen zu pfluecken und sie nicht in den 20L Korb zu werfen, der vor unserer Brust haengt. Beim Umladen von diesen Koerben in die 2 x 1.5m Holzkisten duerfen die Fruechte ebenfalls nur unter Vorsicht abgesetzte werden, um Drueckstellen zu vermeiden. Aller Anfang ist schwer, aber wir fuchsen uns rein. Wir werden pro Kiste mit 28$ bezahlt. Am Tag schaffen wir +/- 10 Kisten zusammen. Nach dem wir die bis zu 4m hohen Birnenbaeume restlos leer gepflueckt haben, ging es weiter mit den Aepfeln. Diese werden weniger vorsichtig vom Baum geholt, aber dafuer in 2 Durchgaengen, dem Ersten und Zweiten Pick. In der ersten Woche greifen wir die groessten und roetesten zuerst, haben einige Tage Pause, in der die verbliebenden Aepfel weiterreifen. Die Aepfel, Royal Gala, werden in groessere Kisten ( Volumen 450kg) gepackt. Dafuer bekommen wir 35$ pro Kiste. Am Tag schaffen wir nur noch 8. In den 4 Wochen Pfluecken wurden die Haelfte der Pfluecker gefeuert, weil sie nicht ordentlich und achtsam genug gearbeitet haben. Die andere Haelfte ging freiwillig , weil sie nicht schnell genug waren und deshalb keinen guten Lohn erhielten. Am Ende der Zeit waren Elly, Melanie ( Frankreich) und ich die letzten Ueberlebenden. Wir blicken zurueck auf eine gute Erfahrung, die sehr anstrengend war, besonders den Ruecken belastet, aber machbar ist. Allerdings sind wir nach 4 Wochen froh, die Ernte geschafft zu haben. Die Welt kann sich nun an 40 Tonnen Birnen und 20 Tonnen Aepfel erfreuen, die sorgsam und liebevoll von uns gepflueckt worden.

 

Motueka

In Motueka haben wir nicht nur das Farmleben genossen, harte Dollar verdient sondern auch unsere Greifswaldfreunde Biggi und Nadine wieder getroffen. Auch sie haben auf einer Farm gearbeitet. Nach Feierabend haben wir dort am Lagerfeuer Gemuese und Kartoffeln unterm Sternenhimmel gegessen. Wir waren Muscheln Sammeln, Angeln und im kleinen gemuetlichen Kino, das gerade mal 20 Sitzplaetze auf altmodischen Sofas zaehlt. Am forellenreichsten Fluss Neuseelands, dem Motueka River, habe ich vergebens in 15 Angeltagen auf eine Bachforelle gehofft. Frustrierend!!!

Mitte Maerz haben Elly und ich unseren 57. Geburtstag gefeiert. Ganz klassisch haben wir zu Kuchen, Kartoffelsalat und Spielen eingeladen. Topfschlagen, Birnenpfluecken ohne Haende oder ein Stifttanz liessen uns den Tag sehr amuesant in Erinnerung behalten. Und schon am Naechsten Tag ging es dann weiter. Unsere Farmer Jo und Lee haben uns mit ihrem Jeep mit an die Ostkueste genommen. 30km suedlich, wo wir 1,5 Monate zuvor mit der Faehre ankamen, setzten sie uns ab. Von dort aus, Blenheim, sollte unsere Reise mit dem Rad weiter gehen! 1000km Ostkueste warten auf uns....

 



Bericht 4: Zentralplateau

Neuseeland - Zentralplateau

10.01.2013 - 29.01.2013

 

Wir erreichen Tauranga am 10. Januar am Nachmittag. Wir holen die Raeder aus dem Bus und machen uns wieder startklar. Wir haben bisher gute Erfahrung mit der Couchsurfing - Community gemacht und haben von Chris gehoert, dass es eine aehnliche Gemeinschaft fuer Fahrradfahrer gibt.

"Warmshowers" ( www.warmshowers.com) heisst das Portal, auf dem von Radfahrern fuer andere reisende Radfahrer sehr gastfreundlich eine Dusche und ein Schlafplatz angeboten wird. Weltweit, kostenfrei und auf der Grundlage von Vertrauen, Freundlichkeit und intertnationaler Verbundenheit helfen sich Radler auf ihren Reisen. Wir sind neugierig und probieren es aus. Wir melden uns in dem Portal an, erhalten eine Uebersicht ueber Orte, Personen und Adressen. Wir kontaktieren unseren ersten vermeintlichen Gastgeber. Thomas erreicht ihn telefonisch. Das Gespraech war kurz und wir sollen 5 min warten bis er sich zurück meldet. Kein gutes Zeichen?! Er ruft zurueck und meint "Hm, wir sind grad nicht zu Hause, ich habe aber mit der Nachbarin gesprochen. Klingelt bei ihr, lasst euch den Schluessel geben und fuehlt euch wie zu Hause. Wir kommen in 3 Tagen, bleibt solange ihr wollt. Fuettert bitte die Katze und die Hasen. Viel Spass euch." Ehe Thomas irgendwie nachhaken kann oder sich sein verdutzter Gesichtsausdruck aendert, ist das Gespraech beendet. Haben wir das richtig verstanden? Sie sind nicht zu Hause, wir sollen den Schluessel holen und schon haben wir eine Unterkunft? Merkwuerdig diese Neuseelaender! Wir erreichen das Haus der Nachbarin, sie empfaengt uns freundlich mit dem Schluessel, zeigt uns alles und schwupp sind wir drin. Ein zweistoeckiges Haus, wohlhabend ausgestattet, Raeder und Kajaks stehen in der Garage. Wir sind verdutzt und verstehen die Welt nicht mehr. Wir kennen diese Leute nicht und sie geben uns die Moeglichkeit, in ihren 4 Waenden mit all ihrem Hab und Gut zu verweilen. Ist das normal?

 

Gerade in unserer deutschen Gesellschaft ist das doch als verrueckt einzuordnen. Ist nicht jeder darauf bedacht "sein" Wohlstand zu erarbeiten, ihn fuer "sich" zu haben? Ein solches Empfinden von "Teilen" und hohes Mass an Offenheit ist in der Heimat schwer zu finden, soweit wir uns erinnern. Wir bleiben eine Nacht, hinterlassen eine Nachricht und bedanken uns auf unsere Art, bevor es weiter geht nach Rotorua.

 

Die erste Haelfte der Etappe faellt uns schwer. Eher menthal anstatt physisch haben wir Probleme, richtig in Gang zu kommen. Nach einer Pause laeuft es besser. Wir erreichen Rotorua nach leicht ansteigenden 70 km.

Rotorua hat mehrere Besonderheiten. Eine der auffaelligsten ist der starke Schwefelgeruch, der durch die vulkanischen Aktivitaeten in die Luft steigt. Permanent umkreist ein Hauch von faulen Eiern unsere Nasen. Wir gewoehnen uns schnell daran. Gelegen an einem See, der von vielen Gebirgsbaechen gespeist wird, geniessen wir aufregende Tage in Rotorua. Erneut kommen wir bei Warmshower-Gastgebern unter. Pete (Neuseeland) und Eva (Deutsch) nehmen uns mit ihren Kinder Yulia und Lucas sehr familiaer auf. Wir schlafen im grandiosen Baumhaus der Kinder, raeuchern Lachs und grillen Hirsch, den Pete erlegt hat. Pete arbeitet fuer das Umweltschutz- Department. Thomas und er koennen sich bestens austauschen. Wir bekommen hilfreiche Tipps fuer die Erkundung der Gegend und machen uns auf Rotorua zu entdecken. Eine kleine malerische Maori-Kirche, der Wochenendmarkt, die Schwefelgruben und der kochende Schlamm im Kuirau Park sind unsere Stationen. Unter uns schiebt sich die Pazifische Platte unter die Indoaustralische Platte. Neuseeland ist fuer Vulkanausbrueche, Erdbeben und Thermalbaeder bekannt. Aber das Ganze tatsaechlich aus naechster Naehe zu sehen, zu riechen und zu fuehlen, laesst einen Gaensehaut bekommen. Elly kommt aus dem Stauenen nicht heraus. Schon im Studium haben sie die Vulkane in der Geographie-Vorlesung sehr interessiert. Doch nun ist sie ihnen ganz nah. Ihre Augen sind gross und rund, der Mund scheint sich nicht mehr zu schliessen. Sie ist fasziniert von dem Geschehen. Aber das ist erst der Anfang. Wir wandern noch durch den Redwood- Forest, eine stille Waldlandschaft in der riesige Sequoia-Baeume Schatten spenden.

 

Wir fuehlen uns entspannt, zufrieden und sind wohl vollends in Neuseeland angekommen. Jede einzelne Sehenswuerdigkeit, all diese Landschaften und Naturschauspiele ziehen uns in ihre Bann. Wir sind in diesem Jahr viel umher gekommen und haben viel erlebt und gesehen. Und zwischenzeitlich haben wir tatsaechlich diese wirren Gedanken " Was soll denn noch kommen?" oder " Was sollte sich noch so sehr anders zeigen, dass es uns begeistert?" Diese Frage laesst sich schnell und jeden Tag auf ein Neues beantworten! Neuseeland uebertrifft vieles! Das ist das schoene am Reisen. Es bescherrt uns diese neuen Eindruecke und Einsichten. Obwohl es neben den schoenen Tagen auch sehr anstrengende und haarige Situationen gibt, ist es die Natur und die Freundlichkeit der Leute, die uns immer wieder froehlich stimmen und uns Mut geben, weiter zu machen. Stueck fuer Stueck, Tag fuer Tag.

 

Von Rotorua geht es weiter suedlich, stetig und gemaechlich Berg auf nach Taupo. Die 40000 Einwohner grosse Stadt liegt am Lake Taupo. Der See ist die eigentlich Attracktion. Mit einer Flaeche vergleichbar mit der von Singapur, koennte er genug Wohnraum bieten, die 4 Millionen Neuseelander unterzubringen. Der See und seine zahlreichen Gebirgsfluesse sind glassklar und bieten Forellen optimale Lebensbediengungen. Es ist ein Mekka fuer Forellenangler. Zugleich fliesst hier der laengste Fluss Neuseelands, der Waikato River mit den maechtigen Huka Falls gen Norden ab. An diesem finden wir fuer einige Tage auf Rieds Farm ein tolles Lager. Die Versorgung ist einfach, aber ausreichend. Wir waschen uns am Fluss, haben Plumpsklos, pfluecken Pflaumen und gehen angeln. Thomas faengt tatseachlich eine Regenbogenforelle von 40cm, die prompt zum Mittag in die Pfanne kommt. Elly ist begeistert und strahlt nach dieser Koestlichkeit. Elly vertreibt sich die Zeit mit Wanderungen, baden in natuerlichen Thermalpools oder erkundet das Bienen- Museum. Nach abwechslungsreichen Tagen fahren wir entlang am Ostufer des See, mit den Gedanken, dass diese Distanz auch die Landdurchquerung Singapurs sein koennte. Komisch. Mit Gegenwind und viel Verkehr an der rechten Schulter erreichen wir 2 Tage spaeter das naechste Abenteuer:

Den Tongaririo National Park.

Schon auf dem Weg dahin steigt die Spannung. Wir erklimmen unseren Hoehenrekord von 900m und fahren mit Blick auf schneebedeckte Berge und Vulkane. Erst im November 2012 ist einer der aktiven Vulkane ausgebrochen. Wir sehen den rauchenden Schloth neben weiteren Vulkanspitzen. Wir sind begeistert von diesem Anblick. Das Fahrradfahren wird zur Nebensache. Wir finden einen DoC Campingplatz (Department of Conservation) ca. 15km entfernt vom Fuss des Vulkans. Es ist ein gemuetliches Zeltlager mit vielen Wanderern, die alle auf die Vulkanlandschaft hinauf wollen. Wir verschnaufen einen Tag und warten auf optimales Wetter. Am Morgen des 21. Januar steigen wir auf die Raeder und fahren eine Stunde zum Ausgangspunkt der Wanderung. Neben den vielen Shuttlebussen sind wir die Einzigen mit Rad. Aufgrund unseres limitierten Gepäck haben wir im Vergleich zu allen anderen nur leichte Stoffschuhe, statt guten Wanderstiefel. Wir starten bei 1100m und schlaengeln uns durch ein ansteigendes Tal. Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt mittlerweile kräftig und wir kommen dem Vulkan Mt. Ngauruhoe näher. Nach 2 Stunden blicken wir den gewaltigen 38 Grad steilen Anstieg hinauf. Ein Geroellfeld von losen, erstarrten Lavabrocken liegt vor uns. Mühselig arbeiten wir uns Stück für Stück empor. Da der Untergrund nachgibt, treten wir manchmal auf der Stelle. Ein Schritt nach vorne fühlt sich an wie zwei zurück. Auf allen Vieren stützen wir uns. Mit der Zeit wird der Blick nach unten immer schauriger. Die Menschen werden winzig, Steine jagen hinab. Nach zwei Stunden sind wir oben angekommen. 2290m über dem Meer. An den Seiten des Kraterrandes dampft es. Es ist heiss und unsere dünnen Schuhsohlen lassen uns spüren, dass wir weiter gehen sollten. Wir erblicken ein Schneefeld, welches wir ansteuern. Der Moment ist absurd. Die Höhe, die Gegensätze und das Gefühl, an einem Schmelzpunkt der Erde zu sein, ist einfach gigantisch. Wir setzen uns und essen eine Banane und ein gekochtes Ei. Wie einfach und schön kann das Leben doch sein. Der Blick schweift nun erstmals 360 Grad in die Weite. Wir erblicken den Krater des Mt. Tongarirro, den Emerald Kratersee, den schneebedeckten Mt. Ruhapehu und sogar den weit entfernen Lake Taupo! Wir sind überwältigt und halten inne. Der Moment gehört zu einen der bewegensten unserer bisherigen Neuseelandreise. Der aus Herr der Ringe bekannte Schicksalsberg hat noch eine Hürde für uns parat: Den Abstieg. Waghalsige Leute mit ordentlichem Schuhwerk haben ihn in 20 Minuten abgelaufen. Wir dagegen rutschen und fallen unsicher lang hin. Wir knicken um, bekommen Steine gegen den ungeschuetzten Knöchel. Wir fluchen bis wir staubig und glücklich den offiziellen Pfad erreichen. Es geht zurück zum Ausgangspunkt. Dann noch eine Stunde Rad fahren bevor wir in den kühlen Bach am Campingplatz springen, um uns zu waschen. Ein sensationeller Tag geht zu Ende.

 

Und auch der Abschnitt der Nordinsel neigt sich seinem Ende zu. Wir radeln gelassen und schweren Ganges vom Zentralplateau hinab. Übernachten auf einer Farm bei Beau, der in seinem alten Bus lebt, treffen auf weitere Radler, die auf dem Weg nach Asien und Europa sind, ehe wir entlang des Flusses Wanganui in der gleichnamigen Stadt ankommen. Wir verbringen dort einige Tage und kümmern uns um ansstehende Erledigungen. Von Wanganui aus bekommen wir ein Angebot, im Auto die letzten 200km nach Wellington mitgenommen zu werden. Das machen wir, weil diese Strecke nicht geeignet ist. Viel Verkehr, monotone Farmlandschaften und die Einfahrt in die Hauptstadt ist nicht fahrradfreundlich.

 

Wellington

Es gefällt uns sofort in der am Wasser gelegenen Metropole. Mit nur 450000 Einwohner ist diese als sehr überschaubar und nicht hektisch zu beschreiben. Wir besuchen den botanischen Garten und erfreuen uns am Summer-Festival. Über drei Wochen spielen Musikgruppen aller Genres am Abend in herrlicher Atmosphäre. Die Baeume werden in einer breiten Facette an wechselnden Farben angestrahlt, dass man das Gefühl hat, im Regenbogen zu schweben . Mit hunderten von zufriedenen Menschen sitzen wir, haben Picknick und geniessen die antreibende Gospelband. Ein weiteres Plus für Wellington ist das "Te Papa" Museum. Auf all unseren Reisen können wir behaupten, dass dieses Museum eines der Besten der Welt sein könnte. Sehr modern, interaktiv und absolut unterhaltend. Diese Einrichtung hat eine Fülle an Informationen und Geschichten, die es an einem Tag nicht zu begreifen sind. Wir finden deshalb am nächsten Tag erneut den Weg in dieses Museum. Sensationell und wirklich zu empfehlen! Wir lassen es uns auch nicht entgehen, ins Kino zu gehen. Neuseeland, die Hauptstadt und dann noch der Film "Hobbit" in 3D. Als bekennende nicht "Herr der Ringe"- Fans sind wir positiv überrascht von diesem Film. Es scheint als müssten wir nun die restlichen Teile ebenfalls sehen. Mit all diesen abschliessenden Eindrücken, mehr als 1500km auf dem Sattel und einer Kiste voll Erfahrungen, phänomenalen Naturschauspielen und sehr herzlichen Bekanntschaften, blicken wir auf eine gelungene erste Fahrradreise im bergigen Nordteil Neuseelands zurück. Alle anfänglichen Strapazen sind vergessen, wir geniessen jeden Tag auf unseren Rädern und vermissen sie, sobald wir pausieren. Doch es geht weiter. Mindestens genauso spektakulär und abenteuerlich. Die Südinsel wartet auf uns. Mit der Fähre setzen wir am 29.1.2013 über. Begleitet von Delphinen verlassen wir Wellington und überqueren die "Cookstrasse" mit Blick auf eine wunderbare Fjordlandschaft. Wir freuen uns und warten gespannt auf weitere fesselnde Woche.

 

 

Bericht 3: Coromandel Halbinsel

Nach der anstrengenden Nordrundfahrt (Bericht 1) und dem Jahreswechsel 2013 in Auckland ( Bericht 2) machen wir uns erneut auf den Sattel, um die Millionenstadt ein zweites Mal zu verlassen. Diesmal geht es mit dem Schienenersatzverkehr nach Süden. Aufgrund von Bauarbeiten an dem eh schon schwach ausgebauten Eisenbahnnetz wurden alle Zugverbindungen in und um Auckland auf Busse verteilt. Busse, die leider nicht dafuer vorgesehen sind, Reisende wie uns inklusive ihren Raedern mitzunehmen. Wir setzten dennoch alles daran und zwaengen uns mit den Raedern hochgestapelt und auf den Sitzen verteilt hinein. Wir lassen den Großstadtrummel nach 1.5 stündiger Busfahrt hinter uns und steigen 30km später in Papakura wieder auf die Räder. Von dort aus fuehrt uns der Weg nach Osten. Wir erreichen die Küste am Nachmittag des 3.1.2013. Das blaue Wasser ruht in eine Art großen Bucht, auch bekannt als "First of Thames". Da die Campingmöglichkeiten im angrenzenden Nationalpark ausgebucht sind, kommen wir auf Nachfrage auf dem Grundstück des Rangers unter. Wir schlagen das Zelt auf einer großen Weide auf und teilen den Platz mit hunderten von unbeeindruckten, aber kuscheligen Schafen.

Am folgenden Tag umfahren wir die "First of Thames", begleitet von dem Blick auf die 900m hohe Bergkette der Coromandel Halbinsel. An diesem Tag, nach fast 80km, schaffen wir es bis nach Thames. Wir treffen dort auf den Schweizer Chris, der seine Radtour wegen Knieproblemen aufgeben muss. Wir versuchen ihn mit einem üppigen BBQ im Park aufzuheitern. An einer der oeffentlichen BBQ- Anlagen (mit Strom oder Gas beheizte heisse Platte) im Park mit Blick aufs Wasser braten wir Gemuese, Eier, Kartoffeln und Wuerstchen. Für Chris geht es am naechsten Tag weiter nach Auckland, für uns nach Coromandel Town. Ein schönes verschlafenes Oertchen. Wie im wilden Western, nur bunter. Hoelzerne Terrassen, Saloon aehnliche Pubs und Einheimische, die ihre Sommerferien geniessen. Wir finden einen schönen Zeltplatz am Wasser, von wo aus wir am Abend einen malerischen Sonnenuntergang genießen. Wir treffen dort auf zwei sympathische Deutsche. Ebenfalls mit Rädern unterwegs, aber anstatt Gepaecktaschen haben sie jeweils einen kleinen modernen Hänger hinter ihren hochwertigen Mountainbikes. Joschua und Max wollen eher die Mountainbike- Strecken des Landes testen. Am kommenden Morgen verlassen wir gemeinsam die Westkueste und nehmen den anstehenden Berg mit 350 Höhenmeter in Angriff. Ein hartes Stück Arbeit mit viel Schweiß bringt uns auf den Aussichtspunkt. Unser Blick erstreckt sich ueber die Halbinsel, kleine Buchten und gruene Haengen. Die anschliessende 7km lange Abfahrt sausen wir mit bis zu 65km/h hinunter. Auf der Ostseite der Halbinsel warten neue Highlights auf uns. Die herrliche Bucht von Whitianga, der ausgespülte Torbogen "Cathedral Cove" und der einzigartige "Hot Water Beach". Geothermale Ativitaeten erreichen die Erdkruste unmittelbar am Meer. Man gräbt sich eine Wanne am Strand und lässt diese mit bis zu 64 Grad heißem Wasser füllen und goennt sich ein ordentliches Dampfbad. Abwechselnd kuehlen wir uns dazu in den kalten Fluten des Pazifischen Ozeans ab. Ein genialer Zeitvertreib. Zum Ausklang eines tollen Tages gibt es dann Abends frischen Fisch. Thomas kam erfolgreich vom Angeln wieder und brachte 4 schoene Schnapper. Kurz in Mehl gewaelzt und ab in die Pfanne.

Vom "Hot Water Beach" geht es fuer uns nur noch zum naechsten Dorf nach Whenuakite. Von dort aus entschliessen wir uns, den Bus nach Taurangi zu nehmen. Denn die weitere Strecke nach Sueden (von der Coromandel Halbinsel Richtung Zentralplateau) ist fuer Radfahrer nicht geeignet. Zum einen schleppt man sich ueber unzaehlige Berge, die einem jeden Spass am Radfahren rauben, die Landschaft ist als monoton zu betrachten und zum anderen ist der Verkehr auf dem engen Highway ein hohes Risiko. Obwohl fuer das Radfahren in Neuseeland viel Werbung gemacht wird, sind die Gegebenheiten dafuer noch nicht die Besten. Es fehlen streckenweise angebrachte Radwege oder zumindest breite Randstreifen. Das Fahrverhalten der Neusselaender ist zudem noch nicht wirklich an Fahrradtouristen angepasst und dementsprechend ruecksichtslos. Aber bisher haben wir immer einen guten Mittelweg gefunden. Auf weiteres freudiges "pedalieren"!

 

 


Bericht 2: Nordrundfahrt Teil 2

Elly radelt froehlich Berg ab

25.12. - 01.01.2012 Nordland und Auckland

 

Weihnachten war etwas anders, aber dennoch schoen. Zum einen 20 Grad, etwas verregnet, ohne Familien, aber dafuer vielen Reisenden und zum anderen Gedichte aufsagen und singen, um Geschenke vom Santa Claus zu bekommen. Wir fuehlten uns wie in die Kindheit versetzt. Eine schoene Erinnerung. Nachdem wir uns an dem sehr idyllischen Ort Whangaroa Harbour mit Angeln, Wandern, Bootstour und in netter Gesellschaft bei internationalen Speisen wieder motiviert haben, brachen wir am 27.12.2012 gestaerkt auf. Weiter Richtung Westen sollte es gehen, um dann wieder zur Jahreswende in Auckland zu sein.

 

Wir stiegen gestaerkt auf die Raeder und folgten einer Schotterstrasse durch eine leicht huegelige Almlandschaft. Durch saftig gruene Haenge, kleine Waelder, entlang an Baechen und bestaunt von Kuehen fuehrte uns der Weg bis nach Kohukohu. Ein kleines verschlafenes Nest, an dem sich an der einzigen Strasse ein Pub, ein Cafe, zwei kleine Laeden und eine Post um die Aufmerksamkeit der wenigen Touristen bemuehen. Wir sprechen mit Moi, einer maorischen Frau, die den Postladen betreibt. Auf der Suche nach einem Campingplatz werden wir bei ihr fuendig. Prompt schlaegt sie vor, wir sollen doch bei ihr im Garten zelten. Das machen wir. Mit Blick aufs Wasser liegen wir geschafft im Schlafsack und schlafen gegen 19 Uhr ein. Am Morgen gibt es Fruehstueck mit dem Rest der Familie (Kingy, Koehin, Percy und Hund Jojo). Avocado, Schinken und Seeigel plus Kaffee wird aufgetischt. Mit dem salzigen Geschmack des rohen Seeigels starten wir weiter Richtung Waipoua Forest. Als wir uns verabschieden bekommen wir eine Art Kuerbisgewaechs mit auf den Weg. Kamo kamo heisst das gute Stueck, aehnlich der Zucchini aber in runder Form. Wir sollen sie einem Freund, der auf dem Weg nach Sueden wohnt, vorbei bringen. Das machen wir gerne, auch wenn das gute Stueck 2 Kilo wiegt.

 

Wir machen uns auf die knapp 60km bis zum Waipoua Forest zu schaffen. Hinter an Opononi zeigt sich eine wunderschoene Strand- und Insellandschaft. Dann kommt der erste heftige Anstieg, der uns mit einer tollen Aussicht aufs Meer, Strand und Berge belohnt. Doch der Hammer des Tages wartet. Ueber 6km geht es stetig hinauf bis auf 387m, dem hoechsten Punkt bisher. Nach einer guten Stunde und viel Willenskraft schaffen wir es. Wir sind im Waipoua Forest angekommen und besichtigen die mehr als 2000 Jahre alten Kauri Baeume. Bekannt sind sie unteranderem durch ihren grossen Stammumfang. Tane Mahuta ist der bekannteste Baum Neuseelands und misst 13,77m im Umfang. Ein richtiger Brocken, der jeden ins Staunen versetzt. Wir uebernachten am Visitor Center des Naturreservates.

 

Von da an geht es am naechsten Tag endlich Berg ab, die Strasse windet sich im Zickzackkurs durch einen beruhigenden Abschnitt mit Palmen, Kauri Baeumen und Farnen. Wir atmen durch und geniessen die Abfahrt, bevor es auf auf der restlichen Etappe flach weiter geht.

In Kaihu halten wir an einer Taverne, um Grant aufzususchen, um unsere Frucht abzugeben. Wir bekommen frischen Orangensaft und erhalten im Tausch zur Kamo kamo eine Knoblauchknolle. Wir legen die restlichen 30km im guten Tempo bis Dargaville zurueck, von wo wir einen Bus nach Auckland nehmen wollen, weil die restlichen 200km sehr eintoenig und meistens teils auf dem Highway 1 zu fahren sind. Sehr unangenehm und gefaehrlich. Desweiteren wollen wir Silvester in Auckland sein. Zu unserem Unmut stellen wir fest, dass der Bus schon am Samstagmorgen gefahren ist und der naechste erst am Sonntagabend faehrt. Wir sitzen fest. Was nun? Wir stellen uns 2 Stunden an den Strassenrand mit einem Schild und dem Daumen nach oben. Wir hoffen, dass das weitverbreitete Trampen auch uns weiterhilft. Aber unsere beiden Raeder, das Gepaeck und uns verschwitzten Radler will wohl keiner mitnehmen. Wir uebernachten in Dargaville auf dem Zeltplatz und machen uns ein schoenes BBQ. Am fruehen Morgen stehen wir wieder an der Strasse und haben diesmal Erfolg. Ein weisser Van stoppt. Zwei Englaender nehmen uns tatsaechlich mit. Mit Justin und Mick halten wir noch an den Piroa Wasserfaellen und erreichen dann am 30.12.2012, gegen 14 Uhr Auckland. Wir bedanken uns, bauen die Raeder wieder zusammen und fahren die letzten 20 Minuten bis nach Albany zu der Unterkunft unserer Couchsurfer. Unsere Nordrundfahrt ist also nach 400km, vielen Bergen und der Erkenntnis, dass Fahrradfahren in Neuseeland echt hart ist, geschafft. Wir erholen uns und  starten am 31.12.2012 ins City- Center nach Auckland zu einer Party im Park, wo gegrillt und sich zwischen vielen Reisenden aus aller Welt ausgetauscht wird. Anschschliessend geht es in eine Wohnung von einem franzoesischen Paerchen mit Blick auf den bekannten Skytower. Mit 30 Leuten begiessen wir das neue Jahr. Frohes Neues und nur das Beste fuer 2013!!!

 

Bericht 1: Nordland Rundfahrt Teil 1

Auckland und Northland 8.12.2012 - 25.12.2012

 

Der Anfang ist geschafft. Wir haben Formalitaeten, wie Steuernummer beantragen, Konto eroeffnen (Auflagen fuer ein erfolgreiches Work and Travel) erledigt. Die Fahrraeder sind bepackt, die Ausruestung ist komplett. Nach schoenen Tagen bei unserer Couch surfing- Familie in Auckland sind wir die ersten 30km nach Westen gefahren, um unseren guten Freund Malte aus alten Studienzeiten in Greifswald zu treffen. Er absolviert einen Woofing- Aufenthalt in einer Art Farm. Er arbeitet einige Stunden am Tag und erhaelt als Gegenleistung kostenlose Unterkunft und Essen. Zusammen mit bis zu 40 anderen Woofern geniesst er die entspannte Zeit in einem alternative Haus. Wir bleiben einen Tag und schnattern viel ueber vergangene Zeiten. Doch es zieht uns weiter Richtung Norden.

 

Die erste richtige Ausfahrt bringt uns ueber einige Berge und meistenteils viel befahrene Highways nach ueber 45km an unser erstes Nachtlager. Da in Neuseeland die Viehhaltung das Land praegt , sehen wir grossteils Schafe, Pferde und Kuehe auf den Wiesen. Und zu unserem Nachteil ist wirklich alles eingezaeumt. Nicht einmal ein Feld- oder Waldweg bleibt, wo man nach einem Platz zum Zelten gucken koennte. Deshalb muessen wir notgedrungen auf einem Reiterhof fragen, ob wir in der Einfahrt unser Lager aufschlagen koennen. Das ist alles kein Problem. Uns wird die Toilette und die Dusche angeboten. Am Morgen werden wir zum Tee und Fruehstueck eingeladen. Am Vormitag geht es weiter. Und schon warten wieder die steilen und haeufigen Anstiege auf uns. Fahrradfahren ist ja etwas Schoenes, aber Radfahren in Neuseeland ist wirklich ganz was anderes. Es trifft uns haerter als erwartet. Wir muessen teilweise absteigen und schieben. Und auch das faellt nicht einfach, da wir einige Kilos auf den Gepaecktraegern haben. Wir pusten ordentlich, die Muskeln brennen und wir stellen uns die Frage ob das tatsaechlich so eine gute Idee war. Ganz ehrlich, die ersten drei Tage sind die Hoelle gewesen. Wir schaffen im Schnitt 30 km und sind zermuerbt. Auf einem schoenen Zeltplatz treffen wir ein weiteres Fahrer- Duo aus Deutschland. Norbert und Gabi sind seit 5 Wochen unterwegs. Sie haben aehnliche Schwierigkeiten, sich im Norden fortzubewegen. Es war schoen, sich ihre Erfahrungen anzuhoerenund wertvolle Tipps zu bekommen.


Am naechsten Tag schaffen wir es bis Warkworth. Wir pausieren an der Touristeninfo und erkundigen uns wie wir am besten weiterfahren. Wir entscheiden uns fuer den Bus nach Norden. Zum einen brauchen wir eine Pause und zum anderen wollen wir mehr vom Norden sehen. Diese erste Woche moechten wir nutzen, um zu sehen, wie wir zu recht kommen, ob wir alle Sachen zusammen haben, bevor wir kurz vor Jahresende wieder in Auckland sind.

Wir buchen eine Busfahrt nach Paihia, einem touristischen Ort an der bekannten Bay of Island im Nordosten fuer den naechsten Tag. Doch wir brauchen vorher noch eine Uebernachtungsmoeglichkeit und die so nah wie moeglich. Bei unserer Ueberlegung werden wir vom freundlichen Personal belauscht. Prompt bietet uns die gute Jo ihren Garten zum Zelten an. Wir koennen es irgendwie nicht fassen , aber sagen zu. Zwei Stunden spaeter sitzen wir mit ihr und ihren 3 Kindern bei Nudel Bolognese am Abendbrottisch. Verrueckt die Aufmerksamkeit und die Gastfreunlichkeit der Neuseelaender.

 

Am Morgen danach geht es weiter nach Paihia. Wir holen die Raeder nach einer 4 stuendigen Fahrt aus dem Bus und treten wieder in die Pedale. Es laeuft gut. Wir sind wieder motiviert und erwischen einen guten Tag. Die Strecke ist entspannter als die letzten. Die Strasse ist nicht arg befahren, Die Berge steigen nur gemaechlich an und wir rollen gut lang hin. Wir bekommen nun auch schoene Landschaften und Ausblicke geboten. Wir sind zufrieden und schaffen knapp 60 km, bevor wir in Whangarao ankommen. Ein ganz kleines verschlafenes Dorf ohne besondere Attraktion, abgesehen von dem malerischen Hafen, gelegen in einer Bucht des einmuendenden Fjord. Seelenruhig liegen die Segelboote im blaeulichen Wasser eingegrenzt von bewaldeten Haengen.

Hier wollen wir fuer die naechsten Tage bleiben und die Feiertage verbringen. Wir haben eine Zeltplatz am Hang eines Backpackers gefunden. Das Highlight ist der Whirpool im Outdoorbereich mit einer fantastischen Sicht auf das Wasser. Im Backpacker arbeiten 4 Maedchen ( aus Kanada, Polen, Lettland und Deutschland). Biggi ist nicht nur aus Deutschland, nein sie hat sogar in Greifswald Landschaftsoekologie studiert. Die Welt ist und bleibt klein. Der Wehmutstropfen in diesen Tagen ist, dass es regnet. Ein Auslaeufer eines Zyklons von den Fiji- Inseln bringt uns leider diese Wolken und das Wasser von oben. Also, wie ihr, haben auch wir keine weisse Weihnacht. Aber das feuchte Wetter ist bei guten 20 Grad Celsius ertraeglicher als in der Heimat. Fuer uns wird es ein anderes Weihnachten. Ohne grosse Weihnachtsstimmung und familiaeren Zusammensein, was uns schon ein wenig fehlt. Aber wir haben uns, was uns wichtig ist. Wir kochen mit allen zusammen und werden gemuetlich anstossen . Nebenher versuche ich im Hafen die hungrigen Maedchen mit Fisch zu versorgen, was hier recht erfolgreich klappt. Ein Wanderweg fuehrt den Berg hinauf und bietet einen grenzenlosen Ausblick ueber die Region. Wir fuehlen uns wohl und koennen endlich Freude und Gelassenheit auf der anfangs sehr anstrengenden Fahrradtour verspuehren. Wir greifen wieder an. Doch vorerst wuenschen wir euch allen ein freudigiges Weihnachtsfest mit euren Familien und Freunden. Lasst es euch gut gehen und rutscht erholt ins neue Jahr. Alles Gute von uns.